Was hat das Marketing in der technischen Redaktion verloren?

Anwendungsgebiete von Marketing in der technischen Redaktion

Marketing und technische Redaktion sind eigentlich zwei Abteilungen, die auf den ersten Blick nicht so wirklich zusammengehen. Die Aufgabe des Marketings ist es, ein Produkt verkaufen, was sich durchaus auch in den Texten widerspiegelt, die diese Abteilung erstellt. 
Ein Technischer Redakteur hingegen sollte blumige Umschreibungen in einer Betriebsanleitung eher vermeiden, da dies für Irritationen beim Anwender sorgen könnte.  

Technische Dokumentation ist immer zielgerichtet und sachlich und vor allem zielgruppenorientiert. Gutes Marketing sollte immer mehrere Zielgruppen ansprechen, denn die Aufgabe ist ja, wie eingangs schon angeschnitten wurde, den Verkauf anzukurbeln.  

Die Unterschiede  

Sowohl die technische Dokumentation als auch das Marketing verfassen Texte für Kunden – egal, ob für Business-to-Business oder Business-to-Customer. Das waren im Großen und Ganzen schon die Gemeinsamkeiten der beiden Sparten.  
Die Unterschiede fangen schon bei der Satzlänge an. Ein technischer Redakteur wird immer versuchen einen Satz möglichst kurz und sachlich zu formulieren. Im Marketing ist das praktisch undenkbar. Ausschweifende Ausführungen sind gerne gesehen – denn schließlich sprechen wir hier von Werbung. Ebenso wird sehr häufig bildhafte Sprache benutzt und das auch sehr gerne in mehreren längeren Sätzen.  
Ein Marketingmitarbeiter möchte mit seinen Texten positive Emotionen fürs Produkt wecken. Möglichst so positiv, dass die oder der Angesprochene das Produkt anschließend kauft. 
Dem technischen Redakteur geht es darum, dem Nutzer zu erklären, wie er sein Produkt richtig anwendet und welche Funktionen es hat.  
Das geschieht im eher nüchternen und sachlichen Stil, der im Marketing eher zu Langeweile führt und den gewünschten Effekt verfehlt.  
Technische Redakteure arbeiten meist mit der entsprechenden Terminologie. Dort ist genau vorgegeben, welche Bezeichnungen genutzt werden dürfen. Im Marketing hingegen nutzt man sehr gerne auch mal Synonyme – was in der technischen Dokumentation unbedingt vermieden werden sollte.  

Marketing vs. Technische Dokumentation muss nicht sein – gemeinsam geht es besser

Das hört sich jetzt so an, als ob sich beide Abteilungen im ständigen Kriegszustand befinden. Ganz so extrem ist es natürlich nicht. Fakt ist: Eine technische Dokumentation ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben und somit für ein Unternehmen extrem wichtig. 
Genauso wichtig ist es aber auch, für ein Produkt zu werben, damit es sich verkauft. Denn was bringt mir als Unternehmer die gesetzeskonformste technische Redaktion, wenn meine Produkte wie Blei in den Regalen liegen. Beide Abteilungen sollten also zusammenarbeiten, um Synergien sinnvoll nutzen zu können.  

Ein Beispiel: 
Ein Verkäufer nutzt ein technisches Datenblatt (Anm. diese werden nach bestimmten Gesichtspunkten von der technischen Redaktion gestaltet), um ein bestimmtes Produkt zu verkaufen. Nur ist es leider so, dass gerade für Endkunden solche Datenblätter oft wenig ansprechend sind. Denn dort befinden sich lediglich nackte Daten und Fakten zum Gerät.  
Gemeinsam mit der technischen Redaktion könnte die Marketingabteilung also nun eine Beschreibung erstellen, die nicht nur die technischen Fakten des Gerätes erläutert, sondern beispielsweise auch, welche Vorteile es gegenüber anderen Geräten hat. Mit den dazu passenden Grafiken kann man das Ganze noch gut auflockern.  
Dazu sollte aber auch der Vertrieb ins Boot geholt werden. Der kennt nämlich seine Kunden ziemlich genau und weiß, welche Ansprüche diese an eine solche Beschreibung stellen. 
Technische Redaktion und Marketing können sich also wunderbar ergänzen. Der Technische Redakteur kann den Marketing-Mitarbeiter beispielsweise etwas bremsen, wenn die Umschreibungen etwas zu werblich werden. Andererseits wiederum kann der Marketing-Mitarbeiter eine nüchterne technische Beschreibung etwas „aufpeppen“. Dabei muss er sich aber zwingend an die Terminologie halten!  

Mit einer Beschreibung dieser Art kann der Vertrieb dann wiederum beim Kunden Werbung für das Unternehmen und das Produkt machen.  

Die Mär von der nicht gelesenen Bedienungsanleitung

Eine Studie aus dem Jahr 2009 hat übrigens bewiesen, dass Bedienungsanleitungen durchaus gelesen werden. Sie sind also ein wertvolles Instrument zur Kundenbindung. Arbeiten technische Dokumentation und Marketing zusammen, kann auch eine „nüchterne“ Bedienungsanleitung durchaus zur Werbung für das Unternehmen genutzt werden.  

Wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben, sprechen Sie uns gerne an. Gerne erstellen wir ein individuelles Konzept für Ihr Unternehmen und Ihre Produkte.  

Im nächsten Blogartikel beschäftigen wir uns mit der Frage, ob technische Redakteure in Zeiten von KI und Industrie 4.0 eigentlich noch nötig sind.