Aufgaben eines technischen Redakteurs im E-Learning
Ein technischer Redakteur muss also zwischen dem Produktentwickler und dem Nutzer vermitteln und komplexe Inhalte in einer möglichst einfachen Sprache verständlich machen.
Wie wir ja schon im Vorgänger-Artikel erwähnt haben, ist der technische Redakteur quasi ein Vermittler zwischen zwei Welten. Zum einen muss er technische Inhalte so aufbereiten können, dass die Zielgruppe (also Sie) diese auch versteht.
Hand aufs Herz, wer hatte nicht schon mal eine Bedienungsanleitung – meist für ein Gerät aus dem asiatischen Raum – in der Hand, die, dank Google Translator, so unverständlich war, dass Sie versucht haben, das Gerät lieber intuitiv zu bedienen. Was dann aber vielleicht furchtbar schief ging. Hätte ein versierter technischer Redakteur die Anleitung geschrieben, wäre so etwas sicherlich nicht passiert. Da bin ich mir sicher.
Damit wären wir dann auch beim Thema E-Learning angekommen und was ein technischer Redakteur damit eigentlich zu tun hat. Der Weg von der klassischen Information eines Nutzers über eine Bedienungsanleitung hin zur Schulung ist nicht weit. Denn ein Technischer Redakteur muss durchaus auch gewisse didaktische (also lehrende) Fähigkeiten besitzen.
Was ist E-Learning eigentlich?
E-Learning – auch Online-Training oder Online-Lernen genannt – wird in unserem digitalen Zeitalter immer beliebter. Eigentlich ganz logisch, denn so können Sie sich ganz unabhängig von Zeit und Ort ein immenses Wissen aneignen. Diese Methode ist ideal, um sich beispielsweise berufliche Zusatzqualifikationen anzueignen.
Der Begriff E-Learning bedeutet also unter Zuhilfenahme von elektronischen Medien (PC, Laptop, Tablet, Smartphone etc.) selbstbestimmt zu lernen.
Dabei geht es nicht nur darum, dass beispielsweise Studenten oder Schüler sich mit Hilfe von PC und Tablet Stoff aneignen.
Auch YouTube-Tutorials, Seiten wie Chefkoch.de und sogar bestimmte Blogs können unter die Kategorie E-Learning fallen.
Was hat das jetzt alles mit dem Technischen Redakteur zu tun?
Eine ganze Menge! Denn der Stoff, der gelernt werden soll, muss ebenso so aufbereitet werden, dass der Lernende auch versteht, worum es geht. Doch zunächst ist einmal Grundlagenarbeit gefordert. Dazu gehört – ganz klassisch – die Zielgruppenanalyse.
Wer sind die Menschen, die Stoff über E-Learning lernen möchten? Sind es die klassischen Studenten, die neben ihren Präsenzvorlesungen sich auch Stoff über elektronische Medien aneignen können? Oder handelt es sich um Schüler, wobei hier auch die Jahrgangsstufe extrem wichtig ist. Denn mit Kindern spricht man ja erfahrungsgemäß anders als mit Jugendlichen.
Es gibt weiterhin auch noch die Menschen, die sich zum Beispiel berufsbegleitend Wissen aneignen möchten und in ihrer Freizeit lernen.
Was außerdem geklärt werden muss ist, auf welchem Medium wird der Lerninhalt wiedergegeben? Handelt es sich dabei um einen PC, ein Tablet, das Smartphone oder alles zusammen? Wobei auch hier in Zukunft immer mehr Technologien wie Augmented oder Virtual Reality und das Internet der Dinge eine immer größere Rolle spielen werden. Dann gilt es, sogenannte Storyboards (ein Drehbuch) zu konzeptionieren, wobei hier natürlich auch technische, pädagogische und didaktische Überlegungen eine Rolle spielen müssen.
Manche Unternehmen reichen ihre eigenen „Drehbücher“, also die Storyboards bei einem freischaffenden Technischen Redakteur (wie beispielsweise bei unserem Unternehmen Schneider Dokumentation) ein, der dieses dann nach den Kundenanforderungen umsetzt – in den meisten Fällen im SCORM-Standard (Shareable Content Object Reference Model (Referenzmodell für austauschbare elektronische Lerninhalte). Dieser ermöglicht es, die Kurs- und Schulungsinhalte oder auch ein E-Learning Management System mit anderen SCORM-konformen Systemen zu teilen.
Außerdem muss so ein Technischer Redakteur auch dafür sorgen, dass Interaktion mit Lernstoff möglich ist, beispielsweise mit Sprech- und Erklärvideos, die dann in die Materialien eingebunden werden müssen. Auch 3D-Modelle – gerne animiert – sind in manchen E-Learning Programmen zu finden – diese müssen ebenso integriert werden. Und dann gibt es ja auch noch die speziellen Schulungsvideos. Diese zu erstellen ist ebenso Aufgabe des E-Learning Autors, beziehungsweise Technischen Redakteurs. Zu guter Letzt liegt auch die Betreuung von so manchem Schulungsportal oder Managementsystem in dessen Händen.
Ach ja, das Urheberrecht gilt es natürlich auch noch zu beachten, wenn man E-Learning-Unterlagen erstellt.
Zudem sollten die E-Learning-Schulungsunterlagen möglichst spannend formuliert sein, wenn es irgendwie möglich ist. Das dient dazu, dass der Lernende auch am Ball bleibt und nicht aus lauter Langeweile das Handtuch wirft.
Grob zusammengefasst kann man also sagen, dass die komplette gestalterische, technische und auch redaktionelle Umsetzung in den Händen des Technischen Redakteurs liegt. Neben einer gewissen sprachlichen Begabung sollte ein E-Learning Autor auch über ein gutes Auge für Grafik, Layout und natürlich für die Videoanimation verfügen, was die meisten Technischen Redakteure ja haben.
Technische Redakteure, die als E-Learning Autoren arbeiten, haben übrigens in den meisten Fällen eine Zusatzqualifikation als “Zertifizierter E-Learning Autor”.
Das nächste Thema dem wir uns widmen werden ist übrigens die Explosionsgefährdete Umgebung und was der Technische Redakteur damit zu tun hat.